Unter der Adresse https://www.linguistik-vs-gendern.de/ befindet sich ein von über 1.000 Sprachwissenschaftern und weiteren über 5.000 sprachinteressierten Bildungsbürgern an alle öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ÖRR) im deutschen Sprachraum gerichteter Aufruf, mit der jeglicher Sprachkultur zuwiderlaufenden "Genderei" Schluss zu machen und zu einem allgemein verständlichen und den geltenden Normen entsprechenden Deutsch zurückzukehren. Der Aufruf ist auf hohem Niveau mit Fakten unterlegt und die beiden Listen erlauben weitere Zustimmungserklärungen. Die meine hat auf Liste 2 die Nummer 5.075.
Am 28. Juli 2023 ist der am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geborene große deutsche Schriftsteller Martin Walser verstorben. Der Erzähler und Lyriker gehörte zu den bedeutendsten wie auch streitbarsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur. Für Dutzende Romane und Geschichten, die er in 68 Jahren literarischen Schaffens geschrieben hatte, wurde Martin Walser mit fast allen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Georg-Büchner-Preis 1981 und dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels im Jahr 1998. Walsers bis heute erfolgreichstes Buch wurde der 1978 erschienene Bestseller „Ein fliehendes Pferd“.
Über die Jahrzehnte lösten seine Texte oder öffentlichen Reden Bewunderung, aber auch heftige Kritik aus. So wurde 2002 sein „Tod eines Kritikers“ ein Publikumserfolg – und zugleich als Abrechnung mit dem mittlerweile verstorbenen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki verstanden. Auch Walsers Wort von der „Auschwitz-Keule“, das seiner Rede zur Verleihung des Friedenspreises 1998 in der Frankfurter Paulskirche entsprang, empörte alle, die sich davon angesprochen gefühlt haben. Walser hatte damals von der „Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken“ gesprochen: „Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung.“ Damit wollte er wohl darauf aufmerksam machen, dass es moralisch verwerflich sei, aus dem unermesslichen Leid der im Dritten Reich Verfolgten Kapital schlagen zu wollen.
Und noch im vergangenen Jahr gehörte Walser zu den Unterzeichnern des Offenen Briefs von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht zum Ukraine-Krieg, in dem Friedensverhandlungen anstelle von Waffenlieferungen gefordert wurden, der eine heftige Debatte in Deutschland über Pazifismus und Feigheit im Angesicht von Gewalt auslöste. Er habe schlicht nicht anders können, als zu gewissen Themen öffentlich Stellung zu nehmen, sagte Walser einmal: „Ich habe zwar auch Literatur und Philosophie studiert. Und trotzdem war ich dem Aktuellen ausgesetzt und dem Zwang, reagieren zu müssen. Obwohl ich mir doch mit Franz Kafka hätte sagen müssen: Ist doch alles unwichtig. Aber es nützte nichts.“
dgm/30. Juli 2023